Kurzer Abriss der geschichtlichen Entwicklung der Richard-Vosgerau-Schule in Stichworten:

 

- Zuerst erwähnt 1633 als Borbyer Küsterschule mit zunächst nur 5-8 Kindern und einem Küster und Schulmeister. Kleines Fachwerkhaus mit Strohdach, Stall für einige Kühe, Schafe, Schweine, Hühner und Getreide.

 

- Bis 1847 einklassig wegen der geringen Einwohnerzahl des Dorfes Borby.- 1870 geht bei einem Dorfbrand auch das Schulhaus in Flammen auf; Neubau.

 

- Seit 1878 dreiklassig mit zusätzlich einem am Lehrerseminar ausgebildeten Lehrer und einem Präparanden, einige Schüler gehen in eine benachbarte Seminarschule.

 

- 1895 wegen steigender Schülerzahlen Neubau mit 4 Klassen und 3 Wohnungen, reine Mädchenschule bis 1916.

 

- 1924/25 nach der Schließung des Seminars erneuter Anstieg der Schülerzahlen: etwa 260 Schüler, Schichtunterricht, 60 Kinder pro Klasse.

 

- 1930/31 Umbau und Erweiterung der Schule veranlasst durch den Borbyer Gemeindevorsteher Richard Vosgerau, ca. 330-370 Jungen und Mädchen.

 

- Nach der Eingemeindung Borbys nach Eckernförde heißt die Schule ab 1934 „Mädchenbürgerschule II“, besucht von ca. 300 Mädchen; die Jungen besuchen derzeit die Knabenschule in Eckernförde.

 

- In der Zeit des Zweiten Weltkriegs fällt zeitweise Unterricht aus oder wird unterbrochen wegen Kohlenmangels, Bombenabwürfen oder Fliegeralarms.

1943 erstmalige Nutzung eines neu gebauter Schul-Luftschutzkellers.

1945 steigt die Schülerzahl durch viele Ausgebombte aus Kiel und Hamburg. Später wird die Schule Auffanglager für Heimatvertriebene aus dem Osten und DRK-Hilfskrankenhaus.

Erst Ostern 1946 findet wieder planmäßiger Unterricht statt.

 

- Ab 1948 werden wieder Jungen an der Borbyer Schule aufgenommen, da in der Knabenschule in Eckernförde Platzmangel herrscht.

Gesamtzahl nun 700-800 Kinder, 18 Lehrkräfte, 11 Klassenräume, Schichtbetrieb. Die Borbyer Grundschule heißt nun „Richard-Vosgerau-Schule“.

 

- 1957 werden vier Klassenräume und ein Lehrerzimmer in der Gartenstraße als Außenstelle benutzt.

 

- 1962/63 werden die Einzugsbezirke der vier Eckernförder Volksschulen geändert. Dadurch bleiben der R-V-S 13 Klassen.

Die Hauptschulklassen hiervon sollen künftig die neue Schule Nord (Fritz-Reuter-Schule) besuchen. Die Klassen 1-6 sowie ein Schulkindergarten bleiben.

 

- 1971 wird die R-V-S zur reinen Grundschule mit ca. 300 Schülern und dem ersten Schulkindergarten in Eckernförde.

 

- 1982 erhält die Schule eine eigene neue Sporthalle, moderne WC-Anlagen, sowie einen angebauten Verwaltungstrakt.

 

- 1985 Herr Günther Meinshausen wird Schulleiter.

 

- 1988 Übergabe eines kindgerechten Schulhofs.

 

- 1991/92 Beginn der „Festen Grundschulzeiten“ an allen Eckernförder Schulen.

 

- 1995 Einweihung des Sportplatzes der R-V-S am Rande des Lachsenbachtales.

 

- 1998 Feier zum 50. Namenstag „Richard-Vosgerau-Schule“.

 

- 2007 Schulleiterwechsel; Frau Bettina Köpke wird Schulleiterin.

 

 

Quelle: Festschrift zum 50. Namenstag der Richard-Vosgerau-Schule 1998, Günther Meinshausen

Richard Vosgerau - Namensgeber unserer Schule Richard Vosgerau wurde im Jahre 1889 in Eckernförde geboren.

Er besuchte die Volksschule und machte anschließend in Kiel eine Bäckerlehre. Während seiner Militärzeit arbeitete er auf der Kaiserlichen Werft in Kiel und wurde Mitglied der Gewerkschaft und der SPD.

Im Jahre 1912 zog Vosgerau nach Borby zurück, heiratete und wurde 1914 Vorsitzender der Eckernförder SPD.

Als Gewerkschaftssekretär des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) setzte er sich ab 1921 engagiert für die Arbeiterbewegung ein und wurde schließlich 1929 zum Gemeindevorsteher (Bürgermeister) von Borby gewählt. Während seiner Amtszeit sorgte Vosgerau unter anderem für die Erweiterung und den Umbau unserer Schule, in der wegen gestiegener Schülerzahlen große Raumnot herrschte.

Im Jahre 1933 legte Vosgerau aus Protest gegen die Ideologie der Nationalsozialisten seine Ämter nieder und wurde von den Nazis in Schutzhaft genommen.

Zu diesem Zeitpunkt wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Borby in die Stadt Eckernförde eingegliedert.

Nach einem Zuchthausaufenthalt in Rendsburg und einer Zeit der Arbeitslosigkeit arbeitete Vosgerau ab 1935 für eine Versicherung.

Er wurde aber weiterhin von den Nationalsozialisten beobachtet und drangsaliert und schließlich ins Konzentrationslager nach Neuengamme in der Nähe von Hamburg gebracht.

 

Als zum Kriegsende die dortigen Häftlinge per Schiff nach Lübeck verlegt werden sollten, wurden die Passagierdampfer "Cap Arcona" und "Thielbek" von englischen Fliegern versenkt.

Unter den 7000 Menschen, die in der Neustädter Bucht ihr Leben verloren, war auch Richard Vosgerau. Er starb am 3. Mai 1945.

 

Am 27. Mai 1948 erhielt unsere Schule den Namen "Richard-Vosgerau-Schule" zu Ehren dieser bedeutenden Persönlichkeit Eckernfördes.

Eine Gedenktafel am Eingang unserer Schule erinnert an ihn.

 

Quellen: Festschrift zum 50. Namenstag der Richard-Vosgerau-Schule 1998,

Dagmar Weinberger und eckernförder kurier, Ausgabe 75, Mai 2013, Harald Friedrichsen